SCHARF?

Schneidwerkzeuge werden bei den wenigsten Tauchgängen gebraucht. Aber wenn wir sie brauchen, dann meistens dringend. 



Nach einem schönen Tauchgang mit neuer Backplate ging es daran, die überstehenden Gurtenden zu kürzen. Voller Erwartung zog ich mein „Eezycut“ aus dem Halfter, setzte es am Gurtende an und nach einem kräftigen Zug – passierte gar nichts!?! Eine schlechte Bilanz für so einen Cutter immerhin ist er doch auch dazu da, um notfalls einen verunfallten Taucher aus der Begurtung herauszuschneiden und einen Transport aus dem Wasser zu ermöglichen. Zehn Minuten später war die Klinge ersetzt und das Gurtzeug auf die richtige Länge gekürzt.

Nie gebraucht – trotzdem stumpf?
Dennoch gab mir das zu denken: Wieso war diese Klinge bis zur Unbrauchbarkeit abgestumpft? Bei einer echten Rettungsaktion wäre sie keine Hilfe gewesen. Einen mechanischen Verschleiß halte ich für unwahrscheinlich – mehr als eine Geschenkschleife hatte ich damit nicht durchtrennt. Bliebe also die Korrosion von etwa 140 Tauchgängen, davon die Hälfte im Salzwasser. Doch auch die war der Klinge nicht anzusehen, abgesehen von etwas Flugrost an der Verschraubung. Erst im Mikroskop zeigten sich leichte Unregelmäßigkeiten, auch in den Ecken wo die Klinge nie mit Schnittgut in Berührung kommt. Für mich ein weiteres Indiz, dass diese Klinge dem Salzwasser zum Opfer gefallen ist. Bei der Gelegenheit habe ich auch mein Tauchermesser einmal nachgeschärft. Zwar habe ich mit diesem das Gurtzeug auch im Ausgangszustand kaputt bekommen, dennoch ließ auch hier die Schärfe massiv zu wünschen übrig. Daher mein guter Vorsatz: In Zukunft etwas mehr Augenmerk auf den Zustand meiner Schneidwerkzeuge richten.

Meine Empfehlung
Viele detaillierte Informationen und Anleitungen zum Messerschärfen und Schärfe prüfen findet ihr im verlinken Videoblog „messermachen“ von Leo Ullrich. Diese richten sich eher an Hobbyköche, für Taucher konzentriere ich mich im Folgenden auf die Prüfung von Cuttern. Der echte Goldstandard dafür wäre ein Schnitttest mit Gurtband, Angelleinen, Netzmaterial und der dergleichen, also letztlich allem, was es notfalls zu durchtrennen gilt. Allerdings werden nur wenige Taucher gewillt sein, diese Materialien in rauen Mengen zu verbrauchen. Meine Empfehlung für eine Schnittprobe ist ein daumenbreiter Streifen aus einem alten Spüllappen. Zwischen beiden Händen leicht gespannt gehalten, versucht man den Cutter mit einem freien Finger durch das Material zu drücken. Je schärfer die Klinge, desto leichter gelingt dieser Schnitt. Bei stumpfen Klingen neigt das Material zum Abreißen oder Festklemmen. Dies ruhig ein paar mal wiederholen, um eine gewisse „Statistik“ zu fühlen. Gelangt man auf diese Weise zu der Einschätzung, dass die Schärfe der Klinge spürbar nachgelassen hat, sollte sie ersetzt werden. Wer mag, kann gleich die neue Klinge prüfen; schneidet diese nicht merklich besser, kann man der  Ausgebauten eine zweite Chance geben.

Fazit: Die Korrosion setzt den Klingen erheblich zu. Da diese Verschlechterung den Klingen kaum anzusehen ist, empfehlen sich regelmäßige Schnitttests. 

Ausrüstungstipps:
1.
Nur scharfe Schneidwerkzeuge funktionieren im Ernstfall. Prüft eure Ausrüstung regelmäßig.
2. Nicht nur tatsächlicher Gebrauch, sondern auch und gerade die Korrosion setzt den Klingen zu. Daher: Spült eure Messer nach Salzwassertauchgängen umgehend und gründlich. Lasst kein Salzwasser eintrocknen.
3. Stumpfe Klingen nachschärfen oder ersetzen!
4. Messer, Cutter etc. sollten mit jeder Hand gut zu erreichen seien.
5. Übt den Umgang regelmäßig. Ziehen und Wiederverstauen sollten routinierte Handgriffe sein.


Unser Autor: 
Christoph Meinhardt
 CMAS ** Aachener Tauchclub e.V.






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