DOLCE VITA

Elba – viele kennen die kleine Insel im tyrrhenischen Meer, doch nur die wenigsten können wirklich sagen wo sie genau liegt und was man dort so entdecken kann. Schade eigentlich, denn die Insel Elba ist ein kleines Juwel im Mittelmeer, welche das hektische, italienische Festland hinter sich lässt und das bietet, was viele Italiener schon seit langem schätzen: Erholung.

Der warme Wind rauscht leise durch den alten Pinienwald und verbreitet den würzigen Geruch der langen Nadeln, die unter den Füßen knacken, wenn man unter den großen Bäumen entlang spaziert. Das saftige Grün der Kiefernart und das dunkle Blau des Meeres sind so ein typischer Anblick für die Mittelmeerküste. Hier, auf der Insel Elba, die zwischen Korsika und Italien liegt, erleben einheimische und Besucher das mediterrane Gefühl besonders intensiv. Im Gegensatz zu anderen italienischen Inseln ist es auf Elba vergleichsweise entspannt. Der Verkehr ist geruhsam und die Menschen entschleunigt. Mit dem Ablegen der Fähre aus Piombino, etwa eine Stunde südlich von Pisa, hat man den Eindruck, die oftmals hektische Atmosphäre Italiens hinter sich gelassen zu haben. Mit den ersten Metern auf der Insel bekommt man gleich einen guten Eindruck von selbiger: Über schmale, steile Straßen geht es bergauf und bergab durch grüne Kiefernwälder und mit Büschen bewachsenen Landschaften. Die unzähligen, kleinen Buchten mit ihrem türkisenen Wasser sind von Plateaus der Steilküste aus schon gut zu erkennen, wovon die meisten nur durch kleine, staubige Wege zu erreichen sind und jede für sich wie ein kleines Juwel zwischen den steilen Felsen liegt. Insbesondere die Sauberkeit und die größtenteils flach ins Wasser abfallenden Strände machen Elba besonders für Familien mit Kindern im ohnehin schon kinderfreundlichen Italien interessant. Überall an den Wegesrändern stehen Obst- und Gemüsehändler, die ihre frischen Waren auf kleinen Tischen präsentieren. 

„Die schönen Landschaften, das gute Essen, die hilfsbereiten freundlichen Elbaner, das milde Klima, das klare Meer, die Liste könnte ich endlos fortsetzen. Es stimmt hier einfach alles.“ erzählt der Berliner Björn Heyduk, der 2003 auf die Insel kam. „Besonders die farbenfrohe und fischreiche Unterwasserwelt haben mich für mich den Unterschied gemacht.“ erzählt er begeistert von seinen ersten Tauchgängen im tyrrhenischen Meer. Aber aller Anfang ist bekanntlich schwer: Die ersten Jahre war das Geschäft nicht einfach und die Gäste noch nicht zahlreich. „Im ersten Jahr hatte ich am Ende der Saison noch nicht mal genug Kleingeld, um das Benzin für die Heimfahrt nach Berlin zu zahlen.“ erzählt Björn von den damaligen, schweren Zeiten. „Als Lösung habe ich dann einfach die Leihausrüstung verkauft, um wieder etwas in der Kasse zu haben.“ Im Nachhinein betrachtet war die Lösung sogar sehr lukrativ: Bis heute verkauft die Basis ihre Leihausrüstung am Ende der Saison, um den Gästen im Folgejahr immer aktuelle und neue Ausrüstung bieten zu können.

Als offizielles MARES-Testcenter verleiht die Basis, die im Süd-Osten der Inseln im kleinen Städtchen Morcone liegt, auch Trockenanzüge für jeden, der diese gerne einmal testen möchte. Wirklich nötig ist das nicht, zumindest nicht im Sommer, wo die Wassertemperaturen immer im mittleren 20er Bereich liegen. Die leidige Anfangszeit war für Aquanautic Elba jedoch noch nicht zu Ende: Anfangs stand nur ein kleines Schlauchboot mit einem 9,9 PS Motor zur Verfügung. Nachdem man sich endlich ein größeres Boot angeschafft hatte, wurde dieses am Ende der ersten Saison, in der es eingesetzt wurde, durch einen Sturm komplett zerstört. Die Enttäuschung war riesig und die Entscheidung über die Aufgabe der Tauchbasis stand kurz bevor. „Alleine die riesige Leidenschaft für das Tauchen hat mich weitermachen lassen. Ich habe mich einfach nicht wohl gefühlt bei dem Gedanken etwas Anderes zu machen.“ erklärt Björn wie er nicht aufgesteckt hat. An der Tatsache, dass die Basis inzwischen zum dritten Mal als „Beste Tauchbasis im Mittelmeer“ bei einem großen Award ausgezeichnet worden ist, merkt man, dass das Team in den letzten Jahren alles richtig gemacht hat. Früh hat Björn seine Tauchbasis, die nur hundert Meter entfernt vom Strand liegt,mit professionellem Webauftritt und einheitlichem Aussehen der Taucherwelt näher gebracht. Nach und nach konnten sogar Unterkünfte und Ferienwohnungen in nächster Nähe angemietet werden, um den Gästen noch mehr Nähe und familiäre Atmosphäre bieten zu können. „Herkommen und wohlfühlen.“ findet auch Andi aus Berlin, der schon seit Jahren in die Basis kommt und vor allem die Grillabende zu schätzen weiß: „Denn da legt noch der Chef persönlich auf.“ Björn lässt es sich nicht nehmen die Gäste mehrmals pro Woche bei verschiedenen Themenabenden zu bewirten und sorgt selbst für die Qualität des Fleisches. Naja nicht ganz, denn Marco, der aus Elba stammende Italiener ist eigentlich der Küchenchef und weiß ganz genau was den Gästen am besten schmeckt: „Er liebt die typische, toskanische Küche mit ihren bezaubernd duftenden Gewürzen. Bei ihm finden nur lokale, frische Produkte den Weg in die Küche und er kann selbst mit einfachsten Zutaten ein eindrucksvolles, schmackhaftes Gericht zaubern“. erzählt Björn über seinen guten Freund Marco. Marco ist auch sonst nicht aus der Basis wegzudenken: Tagsüber macht er nicht nur die Einkäufe, sondern spielt auch Fahrer für Tauchausfahrten an die Westseite der Insel und ist generell…einfach er selbst. „Jede freie Minute nutze ich, um mit meinem kleinen Boot aufs Meer hinaus zu fahren.“ schwärmt Marco von seiner Liebe zum Ozean. Auf die Frage wie das denn so sei, so alleine in einem Boot zu sein, erwidert er: „Still.“ Dabei meint Marco überhaupt nicht die Abgeschiedenheit so alleine zu sein, als vielmehr die Lebenseinstellung- und Qualität des selbigen tun und lassen zu können was man will. Das spiegelt auch sehr gut Marcos Wesen wieder, da er immer bestens gelaunt auf der Basis herum läuft und für jeden Spaß zu haben ist. „Marco gibt dem Ganzen einen ganz speziellen Charme“ resümiert Björn über seinen guten Freund. 

   

Björn ist übrigens auch immer gut gelaunt…also alle beide…es gibt nämlich zwei Björns auf der Tauchbasis: Björn Heyduk und Björn Brand. Letzterer ist Tauchlehrer, Diveguide und, wenn er nicht gerade mit seinem Hund Gassi ist, Freitauchlehrer. So, wie der andere Björn hat auch er sich mit Leib und Seele Elba verschrieben und hier seinen Lebensmittelpunkt gefunden:

  

„Schon 1983, als ich mit meinen Eltern auf Elba Urlaub gemacht habe, habe ich zu ihnen gesagt, dass ich hier einmal Tauchlehrer werden will“ so Björn, also der andere Björn, über seine Wahlheimat. „Jetzt bin ich schon seit 11 Jahren auf der Insel und egal wo, egal wann ich ins Wasser gehe, bei jedem Tauchgang begegnet einem etwas Tolles, ein schöner Fisch, eine faszinierende Landschaft, Lebewesen die man vorher nicht gesehen hat oder mit Glück ein Stück Geschichte. Ich habe den Eindruck, dass das Meer hier sich Mühe gibt und jeden Tag aufs neue seine Schönheit zu präsentieren. Das Meer und die Insel sind eine Droge, die abhängig macht.“ schwärmt Björn, ja, der andere, über die hiesigen Tauchgebiete. Rund um Elba gibt es nämlich Mittelmeer-typische Tauchplätze, die vor allem durch große Felsen aufwarten, die mit Braun- oder Grünalgen überzogen sind. Dazwischen aalen sich einige Muränen, die wohl gerne scharf wären auf einen der sich gut tarnenden Oktopusse, die Versteckspiel mit den Muränen spielen. Gelbe Schwämme und rote Gorgonien sind in der monochrom anmutenden Atmosphäre ein willkommener Hingucker, genauso wie die kleinen Barrakudaschwärme, die ab und zu zwischen den Felsen vorbeiziehen. Insgesamt lässt das Tauchen auf Elba keine Wünsche offen, bietet aber auch keine Überraschungen. Ein lohnenswerter Tagesausflug ist dennoch das Wrack der Elviscot, einem italienischen Frachtschiff, welches Anfang 1972 vor dem kleinen Strand Pomonte auf Grund lief. „Gut, dass wir so früh losgefahren sind.“ stimmt Björn, der Tauchlehrer, auf der Fahrt zum Einstieg, den baldigen Tauchgang ein. „Weil das Wrack in nur 12 Metern Tiefe liegt, ist der Platz ab mittags ziemlich voll.“ schätzt Björn die Lage erfahrungsgemäß ab und liegt damit absolut richtig. Gefühlt minütlich füllt sich ab dem frühen Vormittag der Platz mit kleinen Ausflugsbooten und Seglern, die alle schnorchelnder Weise das Wrack erkunden wollen. Für die Taucher ist das eher kein Problem, da die meisten Schnorchler nur wenige Meter abtauchen können und so der Tauchgang nicht wesentlich abgelenkt wird. Wenn man doch seine Ruhe und Einsamkeit haben möchte, kann man immer noch in den Maschinenraum des 65 Metern langen Frachters tauchen und dort die immer noch sehr gut einsehbaren Details der großen Dieselmotoren in Augenschein nehmen. 

   

Apropos Schnorcheln: Wer die besagten 12 Meter zu Wrack nicht schafft, der kann bei Aquanautic Elba auch einen Freitauchkurs belegen, den Björn, also der Freitauchlehrer, gerne begleitet. Elba ist nämlich die Wiege des Freitauchens, wo schon Legenden wie Enzo Maiorca, Umberto Perlizarri oder der 2002 verstorbene Jacques Mayol, der als Inspiration für den Film „Im Rausch der Tiefe“ gilt, trainiert haben. Der Sohn des letzteren, Jean-Jacques Mayol, ist selber ebenfalls Freitaucher und bietet Schnupper-, Tages- oder Wochenkurse, auch als Aktionswoche über Aquanautic Elba an. Die über die Yoga-Technik begleiteten Spezial-Kurse versprechen, zusammen mit den Atemübungen, bessere Ergebnisse im Freitauchen. „Mein Vater und ich hatten kein besonders inniges Verhältnis.“ erzählt der in Alberta, Kanada geborene Jean-Jacques mit ehrlichen Worten. „Dennoch möchte ich sein Vermächtnis bewahren und die Freitauchkultur auf Elba weiter fördern.“ erklärt der drahtige Athlet weiter. Auf dem Anwesen der ehemaligen Villa seines Vaters, die auch als Unterkunft für eine Gruppe oder Familie gemietet werden kann, hat er seine Basis bezogen. Inmitten der herrlichen Natur des riesigen Anwesens und in der Nähe des Monte Calamita Nationalparks bietet er in aller erdenklichen Ruhe und Gelassenheit die Kurse an. Schöner kann man es wohl nicht haben. 

Außerhalb des Wasser gibt es ebenfalls genügend zu sehen: Das kleine Städtchen Capoliveri liegt malerisch auf einem Felsen, nur unweit von der kleinen Bucht Morcone entfernt, wo sich die Tauchbasis von Aquanautic Elba befindet. Unzählige kleine Gässchen können durchschlendert werden, die ab und zu den Blick auf das in fast alle Himmelsrichtungen liegende, azurblaue Meer preisgeben, wenn nicht gerade ein voll gedeckter Tisch mit italienischen Köstlichkeiten, im zauberhaften Zwielicht des Abends, den Blick davon ablenkt. Zwar sind viele Orte auf Elba touristisch geprägt, jedoch hat man nie den Eindruck wirklich fremd zu sein auf der Insel. Viele italienische Touristen sind hier unterwegs und geben den nicht-Italienern das Gefühl willkommen zu sein. Auch gibt es in dem Städtchen mit den mittelalterlichen Pflastersteinen keinen „Anquatsch-Tourismus“ von übermotivierten Verkäufern, die einem nur überteuerten Plunder verkaufen wollen: Ganz in Ruhe kann man hier durch die Gassen schreiten und sich der der Vielfalt der nicht selten handgefertigten Souvenirs erfreuen. 

 

Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, der kommt nach Capoliveri auch gut mit dem Fahrrad – aber besser mit dem E-Bike. Die Batterie betriebenen Bikes gibt es nicht ohne Grund auf der Tauchbasis Aquanautic Elba auszuleihen, denn die Steigungen, direkt an der Steilküste von Morcone, sind nicht zu unterschätzen. Hat man jedoch mal die ersten, steilen einhundert Höhenmeter geschafft, kann man auf der Küstenstraße gut in den 167 Meter über dem Meer gelegenen Ort gelangen. Besser jedoch ist die Schotterpiste in die andere Richtung: Der wunderschöne Monte Calamita Nationalpark bietet nicht nur endlose Pinienwälder, sondern auch eine Besichtigung des Bergbaustollens, der bis 1972 zum Erzabbau diente, bevor selbiger beendet wurde.  

Italienische Gelassenheit in zauberhafter Natur mit dem Geruch von Pinienwäldern und umgeben von azurblauem Wasser umschreibt die Insel Elba nur ansatzweise. „Für meine Familie und für mich ist Elba ein kleines Paradies auf Erden. Wir waren sofort verliebt in die Insel und fühlen uns an anderen Orten einfach nicht so wohl wie hier. Überreden, auf Elba zu bleiben, musste ich niemanden.“ sinniert Björn, also der Chef, beim Feierabend-Bierchen im lauwarmen Wind des Abends. Grillen zirpen im Hintergrund. Von irgendwoher weht der Duft italienischer Leckereien, Gesprächsfetzen und das Klirren anstoßender Gläser dringt aus dem nahe gelegenem Strandrestaurant. Spätes Kinderlachen hallt am Strand,.. Morgen früh steht der nächste Tauchgang an. 

Infokasten:

Anreise: Die Anreise nach Elba kann entweder mit dem Auto erfolgen, in dem man, je nach Startort durch die Schweiz oder Österreich durch Italien Richtung Pisa fährt, um dann von Piombino aus mit der Fähre nach Elba überzusetzen. Das ist praktisch, weil dann vor Ort gleich ein Auto zur Mobilität zur Verfügung steht, allerdings kann die Strecke doch schnell über 1000 km ausfallen, one-way. Praktischer ist es mit dem Flugzeug nach Pisa zu fliegen, wohin RyanAir teilweise sehr günstige Angebote hat. Von dort aus kann dann von Aquanautic-Elba ein Abholservice organisiert werden.

Unterkunft: Die Tauchunterkunft „Al Pozzo“ ist nur eine Gehminute von der Basis entfernt und hat mit mehreren Bungalows und Apartments genügend Platz für Familien. Wem es nichts ausmacht fünf Minuten mehr zu laufen, der kann auch in die am Hang gelegenen und moderneren Apartments ziehen, die eine traumhafte Aussicht auf den Ort genießen. 

Tauchbasis: Aquanautic-Elba hat im kleinen Städtchen Morcone an der Südost-Küste Elbas seine Basis nur etwa 100 Meter vom Strand entfernt. Von dort aus geht es mit einem der drei Speedboote in maximal 45 Minuten zu den Tauchplätzen. Die Mares-Basis ist sehr professionell und gut ausgestattet. Der Betrieb perfekt organisiert und italienisch untypisch, steht’s pünktlich. 

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