INTERVIEW:LUKAS TADDA

»KÖRPERKONTAKT UNTER WASSER«

Lukas Tadda

Internist und zwölfmaliger Deutscher Meister UW-Rugy 

zum Covid-19-Virus im Sport




Der 38-jährige Tadda verfügt über die Zusatzbezeichnung Intensiv- und Notfallmedizin, damit umfasst sein Einsatzgebiet auch die internistische Intensivstation in Bamberg. Seit Beginn der Pandemie betreut er dort Patienten mit schweren, durch SARS-CoV-2 verursachten Krankheitsverläufen. Seine UW-Rugby-Karriere begann er mit 16, seit 2011 ist er Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, mit der er insgesamt auf vier Weltmeisterschaften gespielt hat.

Wolfgang Tress: Lukas, wann warst Du das letzte Mal mit Ball im Wasser?

Lukas Tadda: Das war Anfang September, wir hatten seit März 2020 insgesamt dreimal anderthalb Stunden Training.

Wolfgang:  Wie hältst Du Dich ohne Trainingsmöglichkeiten für UW-Rugby fit?

Lukas: Ich versuche, mindestens jeden zweiten Tag Sport zu machen. Krafttraining, Laufen, Fahrradfahren (Rennrad/MTB). Ich muss viel abwechseln, um die Motivation hoch zu halten. Mit UW-Rugby ist das nicht vergleichbar.

Wolfgang:  Hast Du bei Deiner Arbeit auch mit durch SARS-CoV-2 erkrankten Patienten zu tun?

Lukas: Ja, allerdings hab ich ein in Richtung Intensivmedizin (also schwer kranke Fälle) verzerrtes Bild.


Wolfgang:  Wie siehst Du die Krankheit und mögliche Folgen für die UWR-Ausübung?

Lukas: Die Verläufe, die ich erlebt habe, waren teilweise einfach furchtbar. Vorher gesunde Menschen, mittlerweile aller Altersgruppen (unser jüngster Patient auf der Intensivstation war Anfang zwanzig) werden aus dem Leben gerissen. Glücklicherweise ist das nicht der Normalfall.

Die Ansteckungsgefahr beim UW-Rugby halte ich persönlich aus den folgenden Gründen eher für gering: Wer sich sportlich betätigt, ist im Vergleich zur Gesamtgesellschaft meist überdurchschnittlich gesund und gegenüber dem Virus widerstandsfähiger. Beim UW-Rugby findet der Hauptanteil des Körperkontakts im Wasser statt, dort besteht vermutlich noch weniger Ansteckungsgefahr als beim Sport an Land. Außerdem gibt ja auch viele andere hochansteckende Erkältungskrankheiten. Ich weiß von keinem Fall, dass ein UW-Rugby-Event zu einem Ausbruch von beispielsweise grippeartigen Erkrankungen geführt hätte, nur weil dort eine kranke Person war.

Zudem könnte man sicher ein Hygienekonzept analog zu anderen Sportarten erstellen. Regelmäßige Schnelltests aller Beteiligten könnten die Sicherheit weiter erhöhen.

Letztlich bleiben diese Überlegungen aber belanglos, solange die Schwimmbäder alle geschlossen sind.

Wolfgang: Was ist Dein Rat an Spieler, eine Infektion zu vermeiden?

Lukas: Wichtig sind die bekannten Regeln, mit denen man Tröpfcheninfektionen vermeiden kann. Regelmäßige Hände-Hygiene, Abstandsregeln beachten, Mundschutz tragen. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, das eigene Immunsystem möglichst kompetent zu halten (gesunde Ernährung, Sauna, et cetera). Ich selbst hab am Anfang der Pandemie gedacht, dass es mir egal wäre, wenn ich mich anstecken würde. Ganz nach dem Motto, dann hab ich es hinter mir und die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs ist in meinem Alter sehr gering. Nach den jetzigen Erkenntnissen möchte ich das Risiko aber keinesfalls eingehen.

Wofgang: Worauf sollten Spieler achten, wenn sie nach langer Zeit wieder UWR-Spielen können?

Lukas: Es gibt auch immer wieder berichtete Spätfolgen, das sogenannte Post-COVID-Syndrom. Junge und fitte Menschen berichten von massiven Leistungseinbrüchen, auch über einen längeren Zeitraum. Daher sollte man nach einer durchgemachten Infektion auch wieder sehr langsam an seine Leistungsgrenze gehen und sich gegebenfalls auch ärztlich begleiten lassen. Es gibt diesbezüglich einen Return-to-Sport Algorithmus (siehe QR-Code), an dem man sich orientieren kann. Die meisten sind hoffentlich die ganze Zeit über gesund geblieben. Wenn man endlich wieder ins Wasser darf, wird wohl jeder erst mal heiß aufs Spielen an sich sein. Ich selbst werde wohl erst mal wieder schwimmen lernen müssen.


Wolfgang: Hast Du für uns einen UWR-spezifischen Buchtipp?

Lukas: Ich hab das Problem jahrzehntelang nicht gesehenbeziehungsweise in meiner Naivität sogar negiert. Mittlerweile bin ich aber überzeugt, dass eine hohe Flexibilität und Körperkontrolle die beste Prävention für Verletzungen darstellt. In diesem Sinne empfehle ich: “Werde ein geschmeidiger Leopard” von Kelly Starrett.


Buchtipp:
Kelly Starrett und
Glen Cordoza

Werde ein geschmeidiger Leopard – aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Die sportliche Leistung verbessern, Verletzungen vermeiden und Schmerzen lindern Riva-Verlag, 34,99 €
ISBN: 978-3-86883-770-4




Unser Autor:
Wolfgang Tress
UW-Rugby Trainer
& Schiedsrichter

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