RUNDUM

Beitragsbild: Beim Thema Fisch und Taucher darauf achte, dass die Fische der Kamera näher sind als der Mensch. 

Es sind die Exoten unter den Objektiven. Bei zirkularen Fisheyes beträgt der Bildwinkel üblicherweise diametral 180°. Manche Konstruktionen kommen sogar auf über 200°, können quasi etwas nach hinten sehen.


Die Bilder sind rund, was beim Betrachten zu einiger Verwirrung führen kann, weil alles auf eine kreisrunde Fläche projiziert wird. Der riesige Bildwinkel hat aber seine Tücken. Einmal nicht aufgepasst und schon hängen Fini und Oktopus ins Bild. Manchmal auch die eigenen Flossen oder der Schnorchel an der Maske. Und man fotografiert auch sonst ungewollt immer wieder Dinge, die man gar nicht im dem Bild haben will. Kritisch ist eventuell der Sonneneinfall, den man nicht immer vermeiden kann – es sei denn, man fotografiert nach unten. Zirkulare Fisheyes verzerren die Motive, wenn man sehr nah rangeht, bieten andererseits die Möglichkeit, Umweltschäden wie Coral-Bleaching aus der Vogelperspektive über große Flächen zu dokumentieren. Auch Schwebeteilchen werden infolge des gigantischen Bildwinkels jenseits von 60 Zentimeter Distanz ab Domeglas normalerweise so klein abgebildet, dass sie kaum noch zu sehen sind. Zirkulare Bilder waren schon immer etwas exotisch, sind es auch heute noch. Nur wenige Kamerafirmen haben solche Objektive im Programm. Canon und Nikon offerieren 8-15 mm Fisheye-Zooms, mit denen man von der Full-Frame-Abbildung in die zirkulare zoomen kann. Zirkulare 180° AF-Festbrennweiten für Vollformat und APS-C hat nur Sigma im Programm. Für die MFT-Bildsensoren von Olympus und Panasonic gibt es ein manuell fokussierbares zirkulares Fisheye von Laowa mit einem 210° Bildwinkel. Zirkulare Fisheyes haben nicht immer die besten Abbildungseigenschaften. Es fällt aber nicht auf, weil der Bildwinkel so riesig ist und der Mensch auf der runden Aufnahme sein Auge eher auf die Bildmitte fixiert. Auch zeigen selbst professionelle Zirkular-Fisheyes mitunter blaue Bildränder und im Gegenlicht Sonnenflecken, die sich über den Bildkreis hinaus erstrecken können. Andererseits kann man mit einem Zirkular-Fisheye selbst bei mäßiger Sicht UW-Landschaftsbilder mit Taucher erstellen.

Rund – aber warum?
Zirkulare Fisheyes bilden ihr Umfeld nach der äquidistanten Projektion ab. Bedingt durch den größten Bildwinkel aller Objektive, ergibt sich eine phänomenale Schärfentiefe. Der Abbildungsmaßstab wird zum Bildrand hin kleiner. Alle Randmotive werden stark gebeugt, auch Fische und Taucher, die zu weit außerhalb der Mitte platziert werden. Das erste kreisrund zeichnende Fisheye wurde von Nikon 1958 gebaut. In einer späteren Version baute Nikon auch ein 6 Millimeter rundzeichnendes Fisheye mit einem zirkularen Bildwinkel von 220 Grad. Runde Bilder finden ganz allmählich Zugang in die Archive der UW-Fotografen. Die Bilder faszinieren, verblüffen und lassen Außenstehende manchmal etwas ratlos zurück. Auch die Jury von UW-Fotowettbewerben. Man sollte Zurückhaltung üben. Rundzeichnende Bilder hat man schnell satt, wenn sie in Bildervorträgen gehäuft gezeigt werden. 

Die zirkulare Abbildung der äquidistanten bzw. abstandstreuen Projektion wird durch folgendes optisches Gesetz bestimmt

BA = CF x /WO/  

BA = Bildpunktabstand in Millimeter zur optischen Achse  
CF = Äquivalenzbrennweite der Optik; entspricht dem reziproken Wert der Brennweite f, so dass CF = 1/f gesetzt werden kann. 
/WO/ = Wert des halben Bildwinkels der Fisheye-Optik  
Runde Bilder belegen auf einem Bildsensor mit dem Seitenverhältnis 3:2 gerademal 31 Prozent der Bildfläche. Bei einem Sensor mit einem Seitenverhältnis von 4:3 sind es 36 Prozent. Keine optimalen Werte für die Veröffentlichung in Magazinen, weshalb die Runden von den meisten Chefredakteuren nicht unbedingt geliebt werden.  


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