WRACK MIT STERNCHEN

Tauchtiefen von nur fünf bis neun Metern, ein farbenfroher Bewuchs und viel Fisch: das Wrack der Betonschute vor Schwedeneck ist in vielerlei Hinsicht ein Leckerbissen.



Betonschute Hohenhain
Infokasten Steckbrief:
Wo:
Eckernförder Bucht, etwa 400 Meter vor dem Strand von Hohenhain / Position N 54 29.225 E 10 06.214.
Wann: ganzjährig
Warum: artenreicher und einfach zu betauchender Spot
Wichtig: Achtung Bootsverkehr! Entweder Taucherboje mitführen oder Taucherflagge setzen! Wrack kann von Land aus erreicht werden (hilfreich: Diveyak) oder vom (gemieteten) Boot aus.
Preis: Miete für 15 PS-Boot ca € 100.-/Tag
Weitere Infos: www.schwedeneck.de/sport


Die Eckernförder Bucht ist glatt wie ein Spiegel. Vom wolkenlosen Himmel leuchtet die Sonne. Es sind ideale Bedingungen für einen Tauchgang in der Ostsee an einem unserer Lieblingsplätze. Schon von weitem sehen Simone und ich von Bord unserer „Beluga“ die schwarz-gelbe Tonne, die unmissverständlich anzeigt, dass südlich von ihr ein Wrack liegt. Weil wir den Tauchplatz für besonders lohnenswert halten, fällt auch heute wieder auf der Position N 54 29.225 E 10 06.214 der Anker. Aber auch Taucher, die kein eigenes Boot haben, kommen an diesem Spot auf ihre Kosten. Die Betonschute ist eines der wenigen direkt vom Strand aus betauchbaren Wracks in der Region. Wer es bequemer haben möchte, kann sich ohne Probleme ein kleines Boot leihen. Bis 15 PS wird kein Führerschein benötigt. Nur auf ein Segelboot mit langem Kiel sollte man lieber verzichten, denn Teile des Wracks ragen bis kurz unter die Wasseroberfläche. Und genau hier – am sogenannten „Turm“ – beginnen wir auch unseren Tauchgang. Wie die Schute (das ist ein Schiff ohne eigenen Antrieb) dort genau hingekommen ist, darüber erzählt man sich an der Küste unterschiedliche Geschichten. Die einen sind sich sicher, dass an dem Schleppkahn aus Beton im 2. Weltkrieg Minen getestet wurden, die anderen meinen, dass die Schute bei einer Schleppfahrt in den fünfziger Jahren in einem Sturm sank. Egal welche Version stimmt: Mittlerweile sind die Überreste vollständig von der Natur eingenommen. Das Wrack ist in den Sommermonaten farbenfroh mit grünem Zuckertang, mit blutrotem Seeampfer und gelben Brotkrumenschwämmen überwuchert. In den vielen Ritzen, Spalten und kleinen Höhlen des riesigen Klotzes, der hier und da eher an Reste eines Bunkers erinnert, wachsen Seenelken und Seedahlien und verstecken sich überall Fische. Je nach Jahreszeit sind im April Seehasen, ab Juni unzählige Klippenbarsche, Schwärme von Schwimmgrundeln, viele Schwarzgrundeln, aber auch einzelne Dorsche zu sehen. Zunächst ist es ratsam, das Wrack einmal vollständig unten zu umrunden. Aber Achtung: An einigen Stellen des Tauchgangs spielt gerne mal der Kompass verrückt. Bei der Umrundung entdecken wir auf dem Sandboden immer wieder viele Plattfische, während sich in den Seegraswiesen die Seenadeln tummeln. Wer sich das alles in Ruhe anschaut, benötigt dafür mindestens 20 Minuten. Danach lohnt eine zweite Runde im oberen Bereich des Wracks, bei dem auch das Riffdach und vor allem der bereits erwähnte  „Turm“ erkundet werden sollte. Die großen Betonplatten dort bilden einen quadratischen, nach oben offenen Raum und sind eine beliebte Kinderstube für Fische. Kein Wunder also, dass Tauchgänge dort am Ende auch immer wieder mit einem besonderen Erlebnis belohnt werden: Während wir uns an Bord der „Beluga“ aus dem Neopren schälen, tauchen zwei Schweinswale auf, um sich an der Betonschute den Magen vollzuschlagen. Nicht nur für uns eben: ein Wrack mit Sternchen!

Unser Autor: 
Fin Walden
VDST Direktmitglied







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